Schmehausen Hausnummer 10, in der Kirchspielgemeinde Uentrop- Haaren- Schmehausen, im Dezember 1983
Informant: Ehel. K. Kettermann
Hausstelle: Karl Kettermann, zuvor Ludolf Schulze, ehemals Wilhelm Greine; alle Landwirte von Beruf.
Haus Nr.: 10
Standort: Bis 1962 (Abbruch)
Flurbezeichnung: Am Ostende Flur 3
(Im Volksmund: Hausstelle „Auf der Geist“) Nördlich am Hellweg, heute Lippestraße; gegenüber der Hausstelle Horstmann gt. Kattenbusch, Gastwirtschaft, früher Kothe, Hsnr. 13 Etwa 120m von der Einmündung der ehem. Lindenstraße, heute Siegenbeckstraße in den Hellweg, heute Lippestraße. Östlicher Nachbar auf der gleichen Straßenseite, etwa 100m Abstand, Hausstelle Karl Kühne, Hsnr. 55.
Beschreibung: Landwirtschaftliches Anwesen, Kotten (Hof). Mittelgroßes 2-gesch. Ziegelfachwerkhaus mit beiderseitigem Spitzgiebeldach in 0/W-Richtung; Straßenflucht.
W = Wohnteil, 0 = Stallungen mit Dehle ohne Vorschöpsel. Der Hauseingang lag an der Südseite zur Straße hin.
Maße: Länge 12m, Breite 8,5m Höhe
Dehlenbalkeninschrift: Es gab eine, sie ist jedoch nicht mehr bekannt. Der Ostgiebelseite des Hauses gegenüber, ein wenig zurück und näher zur Straße in 0/W-Richtung, hatte ein Speicher auch Backs genannt in Ziegelfachwerk, und anschließend dahinter, im Massivbauweise, ein
Hühnerstall seinen Standort. In dem Speicher, er hatte ein Giebeldach, war u.a. auch der Backofen untergebracht.
Maße: Länge 7m, Breite 4m Höhe
An der Nordseite des Hauses, Abstand ca. 12m und etwas nach Osten versetzt, stand ein massives Viehhaus mit Spitzgiebeldach in 0/W-Richtung. Es wurde genutzt als A) Viehküche (4×6), B) Schweinestall mit einem Mittelgang C) Strohecke bzw. Abwurf Der Boden diente der Strohlagerung. Zwischen Wohn- und Viehhaus bestand eine Verbindung, hier waren der Pferde- und Kuhstall sowie die Milchkammer untergebracht. Dieser Mitteltrakt zunächst Ziegelfachwerk, wurde in den 1950er Jahren zum Teil in Massivbauweise erneuert und vergrößert.
Maße: Länge 12m, Breite 6m
In der Ecke, Schweinestall- und Kuhstallgebäude, befand sich zum Hofraum hin der Mistfall (Dunggrube). Direkt am Viehhaus östlich anschließend, etwas nach Süden versetzt, stand eine lange Scheune welche in 2 Bauabschnitten errichtet worden ist, in 0/W- mit 2 gegenüberliegenden großen Scheunentoren von ca. 4 x 4,2m; der östliche Anbau in massivbauweise mit einem zum Hof ebenfalls großen- und einem nach hinten (Norden) kleinem Tor bzw. Tür. Baujahr: Scheunenanbau 1913
Maße: Länge insges. 20m Breite, 12m Höhe
Zufahrt: Direkter Anlieger des Hellweges (Lippestraße) Auf den Hof, Einfahrt hinter dem Speicher. Zur Haustür, v.d. Straße durch den Vorgarten.
Geschoßhöhe: Unten 2m und oben 2 m (Türeingang jeweils niedriger)
Größe: 7 ha, 69 ar, 36 qm
Viehhaltung: Als Haupterwerb neben der Landwirtschaft um 1950/60: 6 Kühe, 6 Rinder, 4 Kälber, 12 Schweine, 3 Sauen, Ferkel, 20 Hühner, 1 Pferd, Hofhund und Katzen. Vor der Motorisierung der Landwirtschaft.
Getreideertrag: Um 1948 pro ha = 6 dz, um 1960 pro ha = lo dz
Bodenbeschaffenheit: Bester Boden Braukkamp u. gegenüber am Wieggerott
Hauspersonal: Um 1940,1 Magd (Frl. Martha Schenkel, aus Uentrop, Hsnr. 50)
Sonstiges: Ein (Zieh) Brunnen lag nördlich des Wohnhauses. Der Gemüsegarten befand sich östlich, hinter den Stallungen. Einen Hausteich sowie eine Bienenhütte hat es an der Hausstelle nicht gegeben. Wie schon erwähnt stand der Backofen im Speicher bzw. im sogenannten Backs. Gebacken und im Herbst Obst getrocknet wurde bis etwa um 1952. Im Vorgarten des Wohnhauses stand bis zum Abbruch ein großer alter Speckbirnenbaum. Direkt vor dem Hausgrundstück verliefen bis vor dem letzten Kriege, 1939/45, die Bahngleise der Ruhr- Lippe-Eisenbahn. Erst bei Vedder, Hsnr. 4, führten sie wieder auf die Straßen-Südseite in Richtung Osten. Der Wohnteil des Gebäudes ist nachweislich nach Westen hin einmal um eine Raumbreite verlängert worden; unterschiedliche Deckenhöhen. Diese Hausstelle ist u.a. aus dem aufgeteilten Kotten (Hof) „Pier“ entstanden. Pier’s Hofgebäude standen vor dem Abbruch weiter nördlich hinter Greine/Schulze. Er führte auch die Hausnummer 10.
Laut Zentr. Staatsarchiv Merseburg, „Gen. Dir. Mark, Tit. XIII Nr. 16, war 1765 das Haus Heidemühle Besitzer der Piers-Stelle.
Ein weiterer Hinweis auf Pier u.a. in Schmehausen: Werler Arbeitsgemeinschaft für Familienforschung betr.: Kriegsschädenregulierung 1756-63 Bd. 3, Jahrg. 11 (199o, Heft 8, Seite 182.
Laut Stadtarchiv Hamm, Akte Amt Rhynern, Nr. 583, war um 1822 Erbherr bzw. Eigentümer des Hofes in Schmehausen, Hsnr. lo, Frhr. von Vincke. Gebäude : Wohnhaus, Stallung Bewohner: Franz Pier
Nach dem Verkauf 1961 an die VEW Dortmund, baute Familie Kettermann in Klotingen, Am Knapp, Kreis Soest, einen neuen Hof und siedelte nach dort über.
Kurze Familiengeschichte:
Ludolf Schulze, Landwirt, aus Recklingsen, geb. 07. Nov. 1880, gest. 21. Mai 1959 in Schmehausen, verh. 15. Mai 1913 mit Louise geb. Greine, Schmehausen, Hsnr. 10, geb. 26. Febr. 1892, gest. 2. April 1968 i. Klotingen.
Nachfolger:
Karl Kettermann aus Opsen Krs. Unna
geb. o4. Sept. 1927
verh. o7. Mai 1949 mit
Klara geb. Reinecke aus Flierich Krs. Unna
geb. o7. Mai 1924
Familie Kettermann erbte die Hausstelle, Hsnr. 10, da der einzige Sohn der Ehel. Schulze, Wilhelm, im letzten Krieg gefallen war; trat auf eine Mine. K. Kettermann ist ein Neffe des L. Schulze.
Familie Kettermann besitzt von der Hausstelle eine Luftaufnahme. Weiter ein Bild vom Grab d. gefallenen W. Schulze; Ein Bild seines Kameraden Spieckermann, Verlobter s.Zt. von Anni Paschen, adoptierte Kohlhase in Schmehausen, Hsnr. 24, spätere Frau Fritz Graevinghoff; ein Bild vom Schulzes Vetter Weber Uentrop, Hsnr. 37; ein Bild als Hufschmied während der Militärzeit; ein Bild von Horstmann gt. Kattenbusch, Schmehausen, Hsnr. 13; etwa um 1900; einige Zeitungsartikel von 1957 und 1961.